Lieber Norbert, lieber Vorstand, liebe ole Primanerinnen und Primaner, liebe Gäste,
herzlich willkommen an alle, die nach dem Konvent nicht geflüchtet sind und hallo an alle, die noch dazugekommen sind. Ich freue mich, dass so viele Ehemalige gekommen sind, offensichtlich mehr als sonst, was wohl daran liegen mag, dass der Konvent diesmal in der Schule stattfand.
Insbesondere begrüße ich meinen Jahrgang – ABI90! Birthe vom Vorstand; Axel, der extra für die Rede gekommen ist; Britt, die freundlicherweise Fotos macht und Udo, der mir assistiert.
Wer mich nicht kennt: Ich bin Lennart Walter, 50 Jahre jung, und sozusagen die „mittlere Generation“ meiner Familie, da bereits mein Vater Heinz-Joachim (heute auch extra gekommen) diese Schule besuchte und aktuell auch meine Tochter Lea in der 11. Klasse.
So, wer jetzt gehofft hatte, dass ich tatsächlich an meinen Primanerbericht 2020 über Corona anknüpfen werde, den muss ich leider enttäuschen. Das hätte letztes Jahr noch gepasst, aber ich denke, dass wir uns heute positiven Dingen zuwenden sollten.
Ich möchte zunächst an unseren ehemaligen Direktor, Paul Einbrodt, erinnern, der in den 80iger und 90iger Jahren zehn Jahre lang unsere Schule positiv verändert hat. Zu dieser Zeit sprachen viele von „Glasnost“ und so kam es uns auch vor, als Paule das Ruder übernahm – ja, wir durften ihn Paule nennen! Ich erinnere mich noch lebhaft an die erste Deutsch-Stunde mit ihm. 1985 erschien ein stattlicher 56jähriger aus der entfernten großen Stadt Kiel im Türrahmen, der sogleich offen über seinen Werdegang sprach und das war durchaus ungewöhnlich. Er war Mitglied der CDU, Kultussprecher in Kiel und kam nun – bereits im mittleren Alter – zu uns an die Detlefsenschule. Einer „aus der Regierung“ also – wow, tuschelten wir! Über sein offensichtliches körperliches Problem klärte er uns sogleich auf. Ein Zahnarzt hatte ihm vor vielen Jahren einen Gesichtsnerv durchtrennt, sodass sein Gesicht halbseitig gelähmt war. Wir konnten uns vorstellen, wie schwierig es ist, damit zu leben und so gab es tatsächlich nie die sonst üblichen Hänseleien. Und überhaupt stellte sich Paule als „einer von uns“ heraus, denn er begegnete uns auf Augenhöhe, hörte zu und brachte uns viel Respekt entgegen. Neben Deutsch unterrichtete er Französisch. Die Sprachen und die Literatur, ja die Kunst im Allgemeinen waren seine Leidenschaft.
Wurde an der Schule gefeiert, da fuhr er nicht heim nach Kollmar, sondern übernachtete einfach im Lehrerzimmer oder seinem Büro. In seiner Zeit wurde der Oberstufenraum, sowie eine Grillecke eingerichtet und wir bauten im Rahmen der Projektwoche 1989 das Biotop. 1993 wird der Schulwald eingeweiht.
Wir verehrten ihn so sehr, dass wir ihn sogar auf unserem ABI90!-Shirt abbildeten. Hier mein Original-Exemplar von damals (hält das T-Shirt hoch) – natürlich mit seiner und allen anderen Unterschriften und ungewaschen seit 31 Jahren! 1994 ging er in seinen wohlverdienten Ruhestand. Paule starb am 7. Juli dieses Jahres im gesegneten Alter von 92 Jahren. Wir gedenken in Dankbarkeit.
Ich habe noch einen weiteren Gegenstand mitgebracht (der „Denker“ wird hochgezeigt). Wer kennt ihn noch? Ja, genau, dieses – ja, wie / was sollte es eigentlich sein? – stand genau hier links vom Eingang. Seit der Eröffnung des neuen Standortes 1975 bis wann? Weiß das jemand? Weiß auch noch jemand, wie das Ding hieß? Ja, „Der Denker“, genau! Dieses „Kunst am Bau Kunstwerk“ sollte uns also zum Denken anregen. Ist ja auch an einer Schule eine ganz vernünftige Sache. Nun, diesen Denker sollten wir in der OII im Kunstunterricht nachbauen. Dies ist einer der wenigen Kunst-Gegenstände, die ich aus dieser Zeit aufbewahrt habe. Warum, weiß ich bis heute nicht mehr, vielleicht, weil mein „Denker“ um einiges farbenfroher ist als sein Original.
Es war der bislang letzte männliche Schulleiter, Hartmut Appel, der den Anstoß zu dem aktuellen Kunstwerk gab. Hier seht ihr nun das Ergebnis (zeigt hinter sich auf die Tafeln). Es trägt den Titel „Platzhalter“ oder auch „Collage der Vielfalt“. Ich finde, dass dieses Ton-Relief aus 340 Platten wirklich gut gelungen ist. Warum? Nun, zunächst ist es ein Werk „der Schule“ für die Schule und nicht das eines entfernten Künstlers, der vielleicht etwas Abgehobenes installieren würde. Nein, es ist zum Großteil sogar durch die Mitarbeit aktiver und ehemaliger Schülerinnen und Schüler in der Zeit zwischen Mai 2020 und März 2021 entstanden. So hat neben 57 anderen Künstlerinnen und Künstlern z. B. auch meine Tochter fünf Kacheln geschaffen. Das sind nun alles Werke, die auch über ihre aktive Schulzeit hinaus Bestand haben werden. Eine tolle Sache in unserer schnelllebigen und zunehmend digitalisierten Zeit! So werden die Schülerinnen und Schüler mitgenommen und motiviert. Es muss auch keiner stundenlang nachdenken, was uns die Künstlerinnen und Künstler sagen wollen. Die meisten Kacheln erzählen bereitwillig ihre Geschichte oder sind einfach nur schön und mit verschiedensten Techniken gestaltet. Schaut es Euch in Ruhe an! Dieses Kunstwerk ist Sinnbild der positiven Veränderungen an unserer Schule, die Mitte der achtziger Jahre mit Paul Einbrodt begannen und mit Sicherheit durch die neue Schulleiterin, Susanne Senftleben, fortgeführt werden.
Unser Detlefsengymnasium ist in sehr guten Händen!
In diesem Sinne wünsche ich Euch allen trotz der vielen Ausfälle beim diesjährigen Treffen anregende Gespräche im Kreis der Ehemaligen und Freunde!
Vielen Dank fürs Zuhören!