Teil I Die Glückstädter Gelehrtenschule unter dem Rektorat Jungclausens und Horns

Eine Art Nebenregierung zur Schulleitung blieb im Vereinsleben durchgängig erhalten, das zeigen Aufzeichnungen von Ferdinand Philipp (1834-1917), Detlefsens Freund seit Elementarschul-Tagen und Mitabiturient, über er ihre Schulzeit unter dem „Rektorat Horns (1842-1850). Der Advokat des Fürsten Bismarck schreibt: „Die oberen Klassen setzten sich aus recht verschiedenen Elementen von Schülern zusammen. Eine größere Zahl bestand aus Söhnen von Gutsbesitzern und Beamten, die durch Hauslehrer auf dem Lande vorgebildet, verhältnismäßig alt die Schulbank drücken mußten. – Daneben die Glückstädter Jungen, die mit acht Jahren eingetreten waren und vor dem Konfirmationsalter in die Prima aufrückten. Von einer irgendwie strengen Disziplin war nicht die Rede; einzelne Lehrer, denen die nötige Energie fehlte, litten schwer unter der wohlbekannten Grausamkeit der jugendlichen Kräfte. Namentlich erinnere ich dies von unserem Subrektor, einem hochgebildeten Mann, mit dem ich in reiferen Jahren, als ich wieder nach Glückstadt verschlagen wurde, besonders gern verkehrte. – Unser Rektor Horn wußte sich allerdings trotz mannigfacher Eigenheiten immer wieder mit seinen Primanern gut zu stellen. … Auch dem Konrektor ging es nicht gut, der nach Beginn der schleswig-holsteinischen Bewegung noch mit den dänischen Offizieren wohl wegen seiner militärischen Neigung im Verkehr blieb und uns Schüler hindern wollte, schleswig-holsteinische Bänder zu tragen. – Wir hatten natürlich auch eine Art Verbindung, die zwar nicht erlaubt, aber geduldet war. – Nun hatte der Sohn des Rektors, „mein Fritze“, wie er ihn nannte, irgendwie gesündigt, und bei der beträchtlichen Strenge, welche die richterliche Tätigkeit des Konvents beherrschte, wurde über „meinen Fritze“ der Verruf ausgesprochen. Bis dahin hatte der Sohn bei dem einen oder anderen Schriftsteller die Präparationen zu Hause im Handexemplar des Vaters vorgenommen, besaß kein eigenes Exemplar und sah in der Klasse bei seinem Nebenmann ein. Dies ging nun nicht mehr an; es gab eine gewaltige Szene in der Klasse, als der Rektor den Zusammenhang erfuhr. Es gab lange Verhandlungen, bis die Versöhnung auf der Grundlage erfolgte, daß der Verruf aufgehoben, „mein Fritze“ aber nicht wieder in den Konvent aufgenommen wurde, zuletzt noch das Ersuchen des Rektors, den burschikosen, etwas unanständigen Ausdruck für Verruf tunlichst zu vermeiden.“

„Lebenserinnerungen – aus den hinterlassenen Aufzeichnungen des Rechtsanwalts Justizrat Ferdinand Philipp. Als Manuskript gedruckt, Altona 1917.“