Teil I Lehrer und Schüler zur Zeit der Schleswig-Holsteinischen Erhebung

Als das Zeitalter der Nationalstaaten begann, wollte Dänemark sich die deutschen Herzogtümer einverleiben, die die Oldenburger Herzöge, als sie dänische Könige wurden, in den Dänischen Gesamtstaat eingebracht hatten. Doch bei den Völkerschaften war es mit dem dynastischen Denken vorbei. Detlefsens Schulfreund, Ferdinand Philipp, schreibt: „Die Flamme der Vaterlandsliebe war erwacht!“ Geistige Führer in der Abwehr dänischer Aggressionspolitik waren Kieler Professoren. Rektor Horn gehörte zu den Aufständischen und kam in der Uniform eines „Insurgentenführers“ zum Unterricht, seine Knaben schmückten sich mit blau-weiß-roten Kokarden. Zitat: „An Konzentration auf den Lehrstoff war oft nicht zu denken.“ Da es Funk und Fernsehen noch nicht gab, schickte der Rektor zeitweilig einen Primaner zum Bahnhof, damit er sich bei Reisenden, die aus größeren Städten ankamen, nach dem Verlauf der revolutionären Geschehnisse erkundige. Da meldete  Bote Philipp einmal atemlos der Schule die Ankunft des Glückstädter Postmeisters Oberst Fabricius, des gewesenen Freiheitskämpfers im Aufstand der Griechen gegen osmanische Vorherrschaft (1821-1829). Alle Einwohner Glückstadts sollten sich zum Marktplatz begeben!

Zitat: „Die Bücher wurden zugeklappt; Lehrer und Schüler gingen nach dem Marktplatz, wo laute Gruppen vor dem Rathause sich versammelten. – Auf dem Balkon erschien dann der Oberst Fabricius in seiner griechischen Uniform und verlas die Proklamation der provisorischen Regierung. – Man war in begeisterter Stimmung; kein Zweifel, daß es zum kriegerischen Zusammenstoß mit den Dänen kommen müsse. … Es folgten bewegte Tage; wir waren wohl häufiger am Bahnhof wie in der Klasse. Was irgend die Waffen tragen konnte, suchte sich einem der sofort gebildeten Freikorps anzuschließen. Auch die Prima, die manche schon ältere Schüler hatte, leerte sich mit jedem Tag mehr. Dieser und jener kehrte im Herbst nach Auflösung der Freikorps zurück. Einzelne traten in die bald gebildeten regulären Truppenkorps und sind erst nach Auflösung der schleswig-holsteinischen Armee wieder Primaner geworden. Es gab Tage, an denen unser Rektor nur ganz junge Primaner unter achtzehn Jahren versammeln konnte. Schwer drückte zunächst die Niederlage bei Bau, unsere früheren Mitschüler, die schon die Universität besuchten, waren im Studentenkorps gefallen oder gefangen nach Kopenhagen gebracht. Dann kam der Jubel, als die preußischen Garden bei Schleswig die Dänen schlugen. Mit leidenschaftlicher Bewegung folgte unser Rektor mit seinen Primanern nicht minder den politischen, wie den kriegerischen Ereignissen; vom Pult kam manches Wort, welches außer jedem Zusammenhang mit dem Schulzweck war.“

Die Geschehnisse prägten die beteiligten Generationen bis an ihr Lebensende. Um 1890 veröffentlicht Detlefsen in der Glückstädter Fortuna die lange Liste der Namen von Lehrern und Schülern, die sich aktiv am vergeblichen Kampf beteiligt hatten.

Ruth Möller (1949) : „Detlefsen – ein Gelehrter in Glückstadt“ in: Vorträge der Detlefsen-Gesellschaft Nr. 14/2012, S. 59-84; (S. 61).